Bouldern? Das ist doch dieses Klettern?
Das habe ich schon so oft gehört, wenn ich jemandem erzählt habe, dass ich gerne Bouldern gehe. Wie ohne Seil? Das ist doch gefährlich, kam auch sehr oft. Jedes Mal bedarf es einige Zeit um den Leuten zu erklären worin der Unterschied liegt, warum es nur von den Grundideen etwas mit dem Klettern zu tun hat. Und warum es wirklich jeder kann und auch sehr schnell Fortschritte in dem Sport machen wird.

Bouldern, wo kommt es her? Was ist die Bedeutung?
Bouldern, das Wort kommt aus dem englischen für boulder und bedeutet „Felsblock“. Dies bedeutet klettern ohne Seil an Felsen, Felswänden, künstlichen Wänden in Hallen oder im Freien. Dabei liegt ein großer Unterschied an der Ausrüstung wie oben erwähnt.
Was brauche ich für Ausrüstung beim Klettern und Bouldern?
Beim Klettern bedarf es einer großen Menge an Ausrüstung, dabei sind Schuhe, Klettergurt, Kletterseil, Sicherungsgerät, Chalkback und das wichtigste hierbei, ist ein Sicherungspartner, dem du vertraust, fürs Outddoor Klettern kommen noch mehr Dinge wie Exen etc. hinzu. In Hallen kann man sich die Ausrüstung natürlich leihen und somit braucht man nur Lust und Laune und kann dort auch sofort loslegen.
Beim Bouldern sieht das ganze noch einfacher aus. Du gehst in die Halle, bekommst dort eine kurze Einweisung, das erforderliche Material, Schuhe und kannst direkt loslegen. Ein Chalkbag ist auch nie verkehrt, gerade am Anfang, wenn man vor Aufregung schwitzige Hände bekommt. Gehst du raus an den Fels bedarf es noch eines Crasphads, eine große portable Weichbodenmatte und schon kann es losgehen.
Sind die Wände nicht hoch und gefährlich, gerade wenn ich mal falle?
Nein das ist es nicht, von der Schwere der Unfälle ist Bouldern deutlich ungefährlicher im Vergleich zum Klettern. Du boulderst in „Absprunghöhe“ das bedeutet in ca. 3-4 m Höhe. Solltest du abspringen oder herunterfallen liegen in allen Hallen Weichbodenmatten von ca 30 cm dicke aus. Diese Matten bremsen deinen Sturz. Aufpassen beim Fallen oder Springen solltest du trotzdem, denn wenn der Bereich unter dir nicht frei ist kannst du andere Leute verletzen oder diese dich.
Ich habe aber keine Kraft, ich kann das doch bestimmt nicht!
Wie oft ich diesen Satz schon gehört habe. Ein olympischer Turner kann auch nicht all seine Geräte direkt beim ersten Versuch perfekt turnen. Auch er fängt klein an. Ähnlich ist es beim Bouldern. In wirklich allen Hallen gibt es verschiedene Schwierigkeitsgrade, dass wirklich für jeden etwas zu finden ist. Und das ohne Vorkenntnisse des Sports oder ohne vorher andere Sportarten ausgeübt zu haben.
Wie funktioniert Bouldern? Auf was muss ich dabei achten?
Ich erkläre es gern folgendermaßen: Stell dir einfach vor du würdest eine Leiter nach oben steigen, ähnlich verhält es sich beim Bouldern, übrigens ebenso beim Klettern. Das wichtigste ist der Stand und ein guter Halt für die Hände. Wer, auf einer Leiter nicht gut steht, wird unsicher und fällt gegebenenfalls herunter. Ähnlich ist es beim Bouldern, ein großer Unterschied hierbei ist aber das du auf den Zehenspitzen stehst, um deine Beweglichkeit zu wahren.
Daher gibt es Boulder/Kletterschuhe, diese sind in der Spitze verstärkt, ebenso in der Ferse, damit du einen guten Halt hast, egal in welcher Situation. Deswegen sind die Schuhe auch besonders eng, damit du ein besseres Körpergefühl hast. Der Start beim Bouldern ist in der Regel markiert. In jeder Halle gibt es eine Erklärung der Schwierigkeitsgrade, in vielen Hallen wird es nach Farbe der Griffe sortiert, in manchen Hallen gibt es aber auch farbliche Schilder. So findest du garantiert die richtige Route für dich.
Hände an die Startgriffe und ab gehts. Setze Fuß für Fuß höher, achte auf natürliche Steig- und Kletterbewegungen, sollte dein Knie sich in der Höhe deines Kopfes befinden, bist du entweder schon im fortgeschrittenen Bereich, oder betreibst verrückte Figuren an der Wand. Der Körperschwerpunkt ist deine Hüfte, warum es also kompliziert machen? Auf einer Leiter nimmst du auch keine 3 Sprossen gleichzeitig.

Schaue auf deine Füße das du einen sicheren Stand hast, die Hände gehen dann ganz entspannt zum nächsten Griff. Stück für Stück arbeitest du dich nach oben. Für den Anfang ist es wichtig, dass immer drei Extremitäten an der Wand sind, Hände bzw. Füße immer Halt haben. Welche das sind, hängt von den Routen ab. Wenn du darauf achtest, dass du einen guten Stand hast, ist dies die halbe Miete. Das wichtigste ist die Ruhe beim Bouldern.
Aber Bouldern ist doch sicher mega anstrengend und somit nichts für mich oder?
Klares JEIN. Bouldern ist eigentlich ein relativ entspannter und gemütlicher Sport, schon zu Beginn wird oftmals ein Kaffee getrunken und sich etwas umgeschaut, gibt es neue Routen, ist viel los, wer ist heute alles da?
Oft klettert man in Gruppen, einer ist aktiv, die anderen sitzen daneben, schauen zu, fachsimpeln über Routen und Lösungen, denn merke, alle Wege für nach Rom, auch beim Bouldern. Es gibt eine Lösung, welche der Schrauber sich ausdenkt, aber du kannst auch deine eigene entwickeln.
Wer bouldert der kommt zwar manchmal ins Schwitzen, aber es ist kein Vergleich mit anderen Sportarten, wo durchweg der Schweiß läuft. In der Regel bist du 20 – 60 Sekunden an einem „Boulderproblem“ wie es genannt wird, im Gange. Danach bouldert ein anderer. Du hast beim Bouldern, je nach Schwierigkeitsgrad natürlich auch mehr als schweißtreibende Momente, diese halten sich zeitlich aber begrenzt. Dafür sind sie manchmal umso intensiver.
Ja aber ich habe keine Kraft, also kann ich es doch nicht oder?
Wieder ein klares Jein. Ohne Kraft ist sicher schnell ein Ende beim Bouldern erreicht und es stellt sich kein Fortschritt ein. Aber wer die richtige Technik besitzt, kann sich viel Kraft sparen. Nicht jeder Fitnessstudio-Gänger macht an der Wand eine gute Figur. Bouldern vereint so viele Elemente und Sportarten auf einmal. Übertrieben gesagt musst du dich an der Wand bewegen wie eine olympische Turnballerina und dabei die Kraft eines Gewichthebers in dir vereinen. Klingt jetzt übertrieben aber es steckt viel Wahres darin.
Beim Bouldern wird Kraft mit Körperspannung vereint, dazu eine große Prise Technik, gepaart mit der Eleganz einer kleinen geschmeidigen Elfe. Intelligenz ist dabei auch gefragt, wieso das fragst du dich? Ganz einfach, jedes Problem ist auf seine Weise knifflig, besonders in höheren Schwierigkeitsgraden, da muss man auch mak nachdenken. Klingt abschreckend? Und ganz wichtig dabei, nicht huddeln (Duden: bei einer bestimmten Arbeit zu schnell und dadurch unsorgfältig sein). Also langsame Bewegungen machen. Natürlich gibt es auch explosive, schnelle Bewegungen, diese bilden auch oft den Unterschied zum Klettern. Aber in der Regel gilt es, sich kontrolliert zu bewegen.
Okay das ist klingt alles zu kompliziert? Ich lass es lieber sein!
Musst du nicht! Niemand fängt an und kann es perfekt, dass ist das Schöne am Bouldern, es kann jeder. Von jung bis alt, von stark bis schwach, für jeden ist etwas dabei und jeder macht Fortschritte. Jeder von uns ist als Kind geklettert und hatte Spaß daran, es ist nichts anderes, nur an künstlichen Wänden mit künstlich erschaffenen Schwierigkeiten.
Hier gilt also ganz einfach ran an die Wand und erwecke das Kind in dir neu! Beim Bouldern habe ich bisher auch nur ausnahmslos nette Menschen erlebt, hast du Schwierigkeiten bei einem „Boulderproblem“? Es hilft dir sicher jemand und zeigt dir den Schritt, welcher dir vielleicht entgangen ist.
Okay du hast mich, was brauche ich dafür? Was kostet es?
Fürs Erste mal brauchst du allerhöchstens Sportklamotten, den Rest wie Schuhe und Chalkbag kannst du dir in der Halle leihen. Und ja das erste Mal kann wehtun, die Wände in den Hallen sind oft mit rauer Farbe versehen, für mehr halt. Also Vorsicht , oder zieh eventuell lange Klamotten an, gerade an den Beinen. Preislich kommt es darauf an was du an Material brauchst und ob Happy Hour ist oder nicht. Die Preise können während den Happy Hours bei 5.- € beginnen.

Zu den normalen Öffnungszeiten bist du auch mal bei 7.-€ bis 12.-€ je nach Halle. Mit Schuhen und Chalkbag kann so ein Besuch somit locker mal 15.-€ kosten. Das gute ist, dies ist ein Tageseintritt und du kannst dir alle Zeit der Welt lassen. Viele Hallen bieten auch Einsteigerkurse mit Trainern an. Meiner Meinung nach eine perfekte Idee um in den Sport reinzuschnuppern und nicht gleich aufzugeben weil man die Lust verliert.
Fazit
Der Sport ist für jeden etwas, ist nicht zu vergleichen mit dem Klettern und macht auf jeden Fall höllisch Spaß. Er ist außerdem ein wirklich effektives Ganzkörpertraining und ein perfektes Training für den Rücken, dieser wird durch eure Arbeit entweder zu wenig oder zu viel beansprucht. Wer dem Rücken etwas Gutes tun will und ihn stabilisieren will ist hier absolut richtig!